Isar tritt über die Ufer!!! Sturmflut in München

 

Hamburg Hbf, Freitagnachmittag, 17:30, Sturmflut steht an Gleis 5 und unser Zug nach Berlin hat 15 Minuten Verspätung. Berlin? Ja genau, der Plan ist, von dort nach München weiterzufahren. Nun wird heftig diskutiert, mit dem Ersatzzug eine Stunde später direkt nach München oder mit Sitzplatzreservierung über Berlin in der Hoffnung, dass unser Anschluss dort wartet. Als das Team beginnt sich entlang der persönlichen Präferenzen aufzuspalten übernimmt Mascha zum ersten und nicht zum letzten Mal an diesem Wochenende abseits des Platzes Verantwortung trotz ihrer Verletzung.

Ein flammendes Plädoyer später zieht das Team geschlossen weiter zu Gleis 14 und steigt dort in den Ersatzzug direkt nach München. Die etwas antiquierte Innenausstattung mit mehreren großen Abteilen, Klappsitzen und Schiebefenstern macht die Zugfahrt für uns angenehm. Wir stellen Filmszenen mit dem Zander nach, lassen uns vom Fahrtwind die Haare zerzausen und ziehen uns kurze Hosen an, weil es Richtung Süden immer wärmer wird.  Um 23.30 Uhr, gerade als alle die Müdigkeit überkommt, wird es nochmal hektisch. Unser Zug droht verspätet in München anzukommen, weshalb wir alle unsere Sachen schnappen und in den Zug gegenüber wechseln. Somit landen wir am Ende doch – wie von Anfang an geplant – in unserem Zug von Berlin nach München. Als nachts um 2 Uhr auch die Letzten in ihren Zelten liegen, ist klar, die Nacht wird kurz, denn unser erstes Spiel beginnt bereits um 9 Uhr morgens.

Beim Frühstück erzählt Captain Torben Wiebe von seinen Erwartungen an diese Saison: „Deutsche Meisterschaften sind jedes Jahr anders. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Team erfahrene Spieler von Hardfisch und Spielerinnen von den Seagulls verloren, dafür aber auch einige frische Spieler dazubekommen. Durch die Vorbereitungsturniere in Ghent und Amsterdam sind wir als Team eng zusammengerückt.“ Als die Gegner, die wir schlagen müssen, um ganz oben mitzumischen, sieht Torben definitiv Darmstadt (nicht in unserem Pool) und, den ersten Gegner des Turniers: Colorado. Eine andere Meinung dazu hat Rosa Martinez: „Ich habe keine Erwartungen. Wir müssen volle Power spielen gegen alle Gegner, als ob sie krass wären und dann einfach drüberfahren.“

Im ersten Spiel passieren einige individuelle Fehler. Die Scheibenverluste in der Offence werden nicht zurückgeholt und so wir verlieren wir gegen die effektiven, athletischen Karlsruher 8:15. Die Colorados sind durch ihren Sieg nicht sonderlich zu beeindrucken. So kommt es, dass Sturmflut trotz Niederlage mit erheblich besserer Laune aus diesem Spiel geht. Aaron Spector zum ersten Spiel: „Die mood war good, wir waren nervous on the field, too nervous. We need to calm down. Ich denke for die nächste Spiel wir brauchen Balance zwischen intensity on Defence and relax on Offence. Aber: das war nicht so bad, das ist die erste Seed, wir müssen moven on.“

Also moven wir on im zweiten Spiel gegen die Tiefseetaucher aus München. Das klappt zunächst gut, eine schwierig zu verteidigende Sturmflut-Offence macht lockere Punkte, die Defence holt zwei Breaks und wir liegen zur Halbzeit 8:6 vorne. Dann zieht München langsam an und Sturmflut bekommt Stress. Die Defence ist zu relaxed und die Offence lässt vor lauter Stress jede zweite Scheibe fallen. Wir verlieren dieses Spiel ungläubig mit 13:15. Captain Lauri erkennt nach dem Spiel das Problem: „Wir wollten es irgendwann zu doll und machten dann Fehler. Dabei haben wir eigentlich gut gespielt.“ Und wie machen wir jetzt weiter, da nun wirklich alle ein wenig geknickt sind? „Wir machen ein Dance-Warm-up für die Stimmung!“

Nun hängt es also an der Musik-Box, Tofu und dem Hobbit-Dance, dass wir gegen Discick erfolgreich performen. Das klappt auch, und wie. Gegen zunächst motivierte und dann frustrierte junge Berliner macht die Defence alle Luken dicht, die Offence macht richtig Welle und wir gewinnen 15:6. Eine Berlinerin zu unserem Auftritt: „Ziemlich heftige Defence, geile Performance, cooler Spirit“. Auch zu unseren Sturmflut-Jerseys hat sie etwas zu sagen: „Sehr nice Trikots!“

Wir sitzen noch ein wenig auf dem Spielfeld herum, als sich Lotta, eine Bremerin zu uns gesellt und folgendes über Sturmflut sagt:Ich habe leider noch nie bei euch gespielt, but it‘s on my bucket list. Und die Trikots: Das sind die hübschesten Trikots, die es gibt!“ So viel Lob passt gut in unsere Stimmung, die durch den Sieg im letzten Spiel des Tages gen Abend stark gestiegen ist. Bevor wir duschen gehen resümiert Aaron: „Leude, wenn wir an uns glauben, an unsere selves, dann wir spielen so good!“ Mit diesen Worten im Herzen gehen wir erst duschen, dann die Exilhamburger Barbara, Kalle und Timo in der zweiten Liga anfeuern, damit wir vielleicht im nächsten Jahr gemeinsam in der ersten Liga spielen können. Danach geht es endlich bayerisch Essen, oder wie Aaron sagen würde: „Haxe, Baby!“.

Als wir uns nach deftigem Essen, miesgelaunten Kellnern und dampfenden Nudeln satt auf den Heimweg machen, bewahrheitet sich ein Teil des Wetterberichts. Statt seit Freitagabend durchgehend regnet es nun erst Samstagabend. Nass werden wir trotzdem. Einige Hartgesottene bleiben noch zur Party und müssen diese eigenhändig in Gang bringen, denn sonst traut sich zunächst niemand. Am nächsten Morgen spielen wir erst um 10:40 und manch ein Partyzander kann beim Schlafengehen kaum glauben, dass ihm noch 8 Stunden Schlaf bleiben.

Eine ausgeschlafene Katrin berichtet am Sonntagmorgen über die Stimmung des vorherigen Abends: Die Party haben wir ziemlich gerockt, nachdem Aaron zunächst alleine war.“

Nach Frühstück, sogar mit Weißwurst und Brezeln und dem sagenhaften Dance-Warm-Up von Tofu spielen wir gegen die 7 Todsünden aus Paderborn. Unsere Ausgeschlafenheit und unseren Siegeswillen gegen unseren Erzfeind (Torben: „Gegen Paderborn haben wir noch eine Rechnung aus dem letzten Jahr offen.“) merkt man uns an. Wir bringen eine stressige intensive Defence auf den Platz, produzieren Turns und unsere Offence lässt nichts anbrennen. Melo spottet seiner Größe und etabliert in zahlreichen Luftduellen die Lufthoheit über München. Nach einem langen intensiven Kampf, der über die angesetzten 90 Minuten hinausgeht und zahlreiche Zuschauer anlockt, schaffen wir es unsere knappe Führung ins Ziel zu retten und gewinnen das Spiel 15:13.  

Vor dem letzten Spiel gegen die ULMtimates machen wir uns mit einer neuen Aufwärmübung heiß. Wir machen gemeinsam laut zählend 100 Knieheber. Dann geht es genau da weiter wo wir gegen Paderborn aufgehört haben: Intense Defence und entspannte, sichere Offence. Gegen starke Ulmer, lautet das Endergebnis 15:12 für Sturmflut.

Wir fahren also als Poolvierter auf das nächste Wochenende nach Frankfurt und müssen Sugarmix und Disc-o-Fever schlagen, um in die Playoffs zu gelangen.

Fröhlich und verdient feiern wir unsere Siege des Wochenendes in der Dusche und treten dann den Heimweg an. Auf der Zugfahrt werden schon die Züge nach Frankfurt gebucht. Wir sind bereit.

Für Sturmflut am Start waren: Frank Zander, Mascha, Laura, Kathrin, Doro, Rosa, Sophia, Eva, Lea, Simon, Jolle, Robin, Torben, Tofu, Melo, Aaron, Lukas.

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