Seagulls go win EBUCC

Auch im Jahr 2018 ist die Technik noch nicht soweit, dass sie ein Gefühl in Buchstaben speichern und für andere mitfühlbar machen kann. Dass sie Erlebtes in die Knochen anderer injizieren kann und 1 zu 1 miterlebbar machen kann. Dieser Text wäre in diesem Fall wahrscheinlich unbezahlbar. Denn er beschreibt, wie sich die Seagulls aus Hamburg gefühlt haben, als sie am 28.10.2018 „The first ever European Beach Ultimate Club Champions“ geworden sind. Es war insane, unglaublich, das krasseste Frisbee-Gefühl ever.

Als die Seagulls Ende Oktober nach Barcelona zur ersten EBUCC (European Ultimate Club Championship) geflogen sind, hatten sie eigentlich schon alles erlebt: eine Club Weltmeisterschaft in Cincinnati (USA), eine starke Platzierung bei den European Ultimate Championships in Wroclaw, ein Drittplatzierung bei der Deutschen Meisterschaft in Kiel und dann auch noch ein starkes zweites Team in der zweiten Damen Liga. Die Teilnahme an der EBUCC war sowas wie der Zimt auf dem Milchreis, die Vanillesoße auf der Roten Grütze oder der Ketchup zur Mayo. Die EBUCC sollte eigentlich nur ein unglaublich erfolgreiches Jahr ganz entspannt abschließen, mit ein bisschen Salz im Haar und Sand zwischen den Füßen.

Mit 14 Seagulls sind wir also nach Barcelona geflogen. Vor dem ersten Spiel am Freitag (26.10.) um 10:00 Uhr standen wir im Kreis und waren nur am Grinsen. Wir hatten einfach Bock ein bisschen Ultimate zu spielen, no matter what. Die Sonne schien, aus Maschas Boom-Box kam die beste Musik, was braucht man mehr für nen gelungenen Start in ein Turnier? Klar, wir wollten auf jeden Fall gut spielen, der eine oder andere Sieg war also miteingeplant. Im Spiel gegen 3SB aus Budwise (Tschechien) mussten wir erstmal herausfinden was so geht: krasse Layouts – check. Hucks in alle Höhen, Längen und Tiefen – okay auch check. Smarte Cuts übers ganze Feld – gar kein Problem. Mit einem 13:7 Sieg waren wir am Ende mehr als zufrieden.

Um 13:00 Uhr ging es dann weiter gegen die Cosmo Woman aus Maribor (Slowenien). Bis zum 5:4 war das Spiel sehr ausgeglichen. Wir Seagulls fanden als Team immer besser zusammen, vertrauten uns dank sauberer Pässe und zuverlässiger Cuts immer mehr. Der Gegner konnte uns kaum noch stoppen, das zweite Spiel entschieden wir so auch mit 13:7 für uns.

Um 16:00 Uhr war dann Live-Stream-Time gegen Elvis Presley aus St. Petersburg (Russland). Die Gegnerinnen waren in unserem Pool auf 1 geseeded, wir hatten also großen Respekt vor ihnen. Besonders freuten wir uns auch darauf, per Videoübertragung in den Wohnzimmern unserer Freunde in Hamburg zu sein:

Den Fullfield-Huck von Helen auf Levke in Minute 04:30, Annekes super-schönen Wurf auf Mascha bei 07:03, den lovely Pull von Jacobsen bei 08:15, den fantastic Safe von Penack bei 09:55, den nice High-release-Breack-Point von Esther in Minute 10:38, die aggressive Counter-Attacke von Levke bei 13:22, den perfekten Rückhand-Inside-Punkt von Nici bei 17:36, den 1-a-Scheiben-Safe von Laura nach 20:12 Minuten, den wunderschönen Outside-Huck von Julia in die Endzone bei 26:22, die ultra-surprising Defence in der gegnerischen Endzone von Ellen bei 42:03, Svenja die bei 47:45 mit nem sandy Layout auf die Scheibe + ihrer Defence-Pressure bei 49:38 verhindert, dass die Gegnerinnen noch ein Punkt machen, Sophias schönen hohen Catch bei 49:48, + Maschas geile Pulls bei immer sowie Katha Mauders fehlerfreies Handling und die großartige Sideline von Bettina, all das zeigten wir nur für die Fans daheim. 13:7 zum dritten Mal in Folge, what a day.

Der Samstag begann mit einem Überkreuz-Spiel gegen Dyki Krali aus Kiew (Ukraine). Auch wenn Dyki Krali am Freitag all ihre Spiele knapp verloren hatten, gelang es ihnen als erstes Team nicht nur 7, sondern 8 Scheiben gegen uns in ihrer Endzone zu fangen. Da wir in derselben Zeit aber 13 Punkte machten, zogen wir und nicht die Gegnerinnen überglücklich ins Viertelfinale ein.

Dann um 14:00 Uhr endlich mal wieder ein Spiel im Live-Stream. Diesmal gegen Yellow aus Prag (Tschechien). Wieder dachten wir an unsere Fans zu Hause und hofften auf ein spannendes Spiel. Ein Sieg würde der Einzug ins Halbfinale bedeuten (noch mehr Screen-Time), doch bis Spielbeginn wollte daran noch keine so richtig glauben. Bei leichtem Regen schien uns der Sport besser zu gefallen. Unsere gute Stimmung und die Liebe zum Team wurden von Minute zu Minute größer, sodass wir den Gegner mit unserer Energie halb überrollten. Am Ende stand es 13:4 und wir waren im Halbfinale.

Allmählich hatte es sich rumgesprochen, dass die Seagulls aus Hamburg eine ziemlich erfolgreiche Europameisterschaft spielen. So war das Erreichen des Halbfinales nicht nur für die Mädels in Barcelona ein krönender Abschluss für die Saison, auch die Daheimgebliebenen begannen das Event im Kollektiv zu feiern. Schnell hatten sich kleine Public-Viewing-Gruppen gefunden, um uns zur Primetime am Samstag um 17:00 Uhr anzufeuern. An dieser Stelle Danke an alle, die bei unserem Spiel gegen ZUF aus Zürich (Schweiz) mitgefiebert haben.

In Whatsapp-Gruppen ging es also heiß her als bei 5:3 unser „Break-Train wieder fuhr“. Wut kam auf, als Lauras Spagat-Catch bei 6:3 ausgecallt wurde und gelacht haben alle, weil der Kommentator immer Julia und Laura verwechselte. Auf der Reeperbahn startete jemand ein Hupkonzert, weil wir uns mit einem 12 zu 7 ins Finale katapultierten.

Finale!!! Zu krass um wahr zu sein. Das Halbfinale sollte doch unser Highlight sein. Na gut, setzten wir eben noch einen drauf. Wie richtige Finalteilnehmer einer Club-Europameisterschaft, zeigten wir uns in der Nacht von Samstag zu Sonntag erstmal auf der offiziellen EBUCC Party. Ein bis zwei Stunden Party never killed nobody. Der Sonntag startete dann übrigens leicht chaotisch, weil die Busse von unserer Unterkunft Richtung Strand nicht fuhren. Wir mussten spontan auf Taxis und vorbeifahrende Autos zurückgreifen. Nici landete stracks im Taxi unserer Finalgegnerinnen die zufällig vorbeikamen. Das wäre ihre Chance gewesen unsere Top-Scorerin in die Wüste zu fahren. Haben sie aber nicht gemacht. Wir konnten also zahlreich um 13:00 Uhr auf dem Center-Court stehen und noch einmal zeigen was in uns steckt. Unsere Gegnerinnen waren die Cosmic Girls aus St. Petersburg (Russland). Das Team war der Top-Favorit, denn sieben ihrer Spielerinnen hatten 2017 die Weltmeisterschaften auf Sand in Frankreich gewonnen. In Hamburg mussten alle Frisbee-Spieler*innen ihre Pläne über den Haufen werfen um uns ein viertes und letztes Mal für diese Wochenende via Live-Stream mental beizustehen.

Alle hatten so mega Bock auf dieses Spiel, wir Seagulls haben uns die ganze Zeit einfach nur gefreut, dass wir es soweit geschafft hatten. Und dann das: das Spiel startete relativ ausgeglichen. Unsere Offence war mega stark und die Defence konnte dem Top-Team aus Russland ordentlich Druck machen. Punkte wurde abwechselnd geholt, bis es dann in der 33. Minute 8:7 für die Gegnerinnen stand. Nach einem monsterlangen Punkt (33-44, also 11 Minuten lang) stand es 9:7 für die Cosmic Girls und die Zeit war vorbei. Spiel auf 10. Der Rest war einfach nur noch Weihnachten, Silvester, Geburtstag, Ostern, Abitur und Lottogewinn auf einmal. Es war ein Mix aus krasser Defence, guter Laune und absolute Verliebtheit in das Team, die uns drei Punkte in Folge machen ließen. Nach einer mega Defence von Svenja und einem risky aber ultrageilen Wurf von Ellen auf Nici (mit einem großartigen Catch von Letztgenannter) konnten wir uns „the first ever European Beach Ultimate Clubchampions“ nennen. Das Gefühl: unbeschreiblich. Shotgun auf den Titel for ever J

 

 

 „Not just nice but sansational“

„Absolutly insane“

„Phenomenal layout defence there“

 

Seagulls are the first ever European Ultimate Club Champions

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