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Rising Polish Ultimate 2014 - mit Hardfisch

 

Die Sturköpfe

Im Duden steht, stur bedeutet, wenn jemand nicht imstande oder nicht willens ist, sich auf jemanden, etwas einzustellen oder/und etwas einzusehen. Auf den Rising Polish Open in Opalenica wurde das Team Hardfisch von der Sturheit befallen. Es ist nicht ganz auszumachen, wie sich die Mannschaft genau infizierte. Einige mutmaßen, der Erreger verbreitete sich über das Astra-Bier, das auf der Hinfahrt konsumiert wurde, um die endlose Reise in den fernen Osten erträglich zu gestalten. Andere behaupten, Basti habe den Virus aus Hongkong mitgebracht. Wiederum andere vertreten die These, dass Sturheit kein Infekt sei, sondern eine psychische Störung, die besonders dann auftrete, wenn ein Mensch unter Schlafmangel leide.

Fakt ist:

Als die Mannschaft am Samstagmorgen um 8 Uhr auf dem Feld stand, litt sie unter akuter Sturheit. Angesagt war, dass sich die Aufbauspieler nicht wie Quarterbacks aufführen, sondern schnell die Scheibe weiterspielen sollten. Viele kurze Pässe, statt weniger langer. Die Cutter sollten sich abstimmen und – allein schon um Kräfte zu sparen – ein Angebot zur Zeit laufen. Im ersten Spiel gegen Dog Eats Disc klaffte dann zwischen Soll und Sein eine Kluft, die jeden Brückenbauer deprimiert hätte. Der Aufbau bestand nur aus Quarterbacks; es gab wenige kurze, schnelle Pässe und viele lange, verunglückte, die zusätzlich dadurch erschwert wurden, dass sich alle Cutter gleichzeitig anboten und somit meistens keiner richtig frei war.

 

In der Defense sollte die offene Seite dicht sein und besonderer Fokus – wie im Training – darauf gegeben werden, den Überläufer zu verhindern. Hoher, richtig dosierter Einsatz sollte dazu führen, lange kraftzehrende Punkte zu vermeiden. Als die Partie dann lief, wurden die Hamburger jedoch am laufenden Band überlaufen und der Gegner punktete fast ausschließlich über die offene Seite. Mehrere Marathon-Punkte führten obendrein dazu, dass die Kraftreserven schneller schmolzen als erwünscht. Es war zum Heulen und gleichzeitig erstaunlich, dass trotz einer unterdurchschnittlichen Leistung das Spiel nur im Universe-Point verloren wurde (nicht ganz auszuschließen ist, dass auch die rudimentären Mathekenntnisse der Oxford-Spieler und das Fehlen eines Scoreboards einen Einfluss auf den knappen Ausgang hatten).

 

Die Krankheit war garstig, die Abhilfe rar. Und so konnte Hardfisch auch in den beiden darauffolgenden Begegnungen nicht die Sturheit kurieren. Gegen Wall City II verlor das Team mit zwei Punkten, gegen Pulsar (einem polnischen Team, das erstmals auf einem Turnier spielte) erneut im Universe-Point. Einige Spieler befürchteten und die Gegner hofften bereits, dass die Krankheit chronisch werden könnte.

 

Es lässt sich nur darüber spekulieren, warum sie es letztendlich doch nicht wurde. Wahrscheinlich trifft die Erklärung eines Psychologen zu, der Sturheit als eine Art Trauma bezeichnet, welches durch einen Kulturschock hervorgerufen werden kann. Dieses Trauma könne nur durch heimische Rituale bekämpft werden. Er bestätigte, dass die Bundesliga-Konferenz im Radio, die das Team zwischen Spiel drei und vier hörte, als ein solches Ritual gewertet werden kann.

 

Die restlichen Partien gewann die Mannschaft auf jeden Fall deutlich. Am Samstag noch gegen Lucians Team Astro Disco und am Sonntag gegen Uprising und discOver. Erstaunlich war, dass die Spieler von Hardfisch durch die Genesung gesundheitlich und mental an Robustheit gewonnen hatten. Trockene Pizzen, der primitive, fast pornografische polnische Song beim Eurovision Song Contest, muskelbepackte Bewacher ihrer halbnackten Geliebten im Club, Jägertrains und ein geplatzter Reifen auf der Rückfahrt – nichts konnte das Team mehr stoppen.

 

Dabei waren: Oz, Tzwenn, Finn, Förster, Josi, Ragnar, Benne, Basti, (ab Samstagmittag) Bernd, (Sonntagmorgen für ein paar Punkte) Lucjan und Lutz.

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