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Hamborger Veermaster in London

Teamfoto

Die letzte Jahreshauptversammlung der Fischbees im Herbst 2008 hatte unerfreuliche Tatsachen zu Tage gefördert: Wir werden alle immer älter. Wie schön, dass sich mehr und mehr vom Kopf auf Rücken, Ohren und manchmal auch auf die Zähne verlagernde Haare, zunehmende Starrsinnigkeit und Grantlertum oder die Tendenz zu seniler Bettflucht beim Ultimate nicht zwangsläufig das Karriereende herbeiführen müssen.

Konfrontiert mit der drohenden Abschiebung aufs Open-Altenteil meinten einige im Karriereherbst befindliche Fischbees, dass es das doch noch nicht gewesen sein könne und riefen die Hamborger Veermaster ins Leben, Hamburgs und Norddeutschlands erster Ultimate Viermaster. Die Ausgehuniformen waren schnell geordert, der Schlachtruf bald gefunden: FIT BIS FÜNFZIG! Fehlte zum Stapellauf doch nur noch ein dem Anlass angemessenes Reiseziel. Wie passend, dass die EFDF gerade dabei war, zur Teilnahme an den eXtended European Ultimate Club Championchips in London einzuladen!

In Hamborg geiht dat lustig her, dor buut man Scheepen groot un sweer.

Schnell wurde der Beschluss gefasst, den letzten freien Spot in der Master-Division zu füllen und den alten Säcken in Europa mal zu zeigen, was ein hanseatischer 1A-Qualitäts-Enterhaken ist. Ein Team war bald zusammengezimmert: Zu 6 alten Fischen (Dremu, Oskar, Sven, Frauke, Christof, Arne), 4 nicht mehr ganz taufrischen Oldenburgern (Dani, Sammy, Götz und Didi, auf den unser Schlachtruf schon gar nicht mehr richtig zutraf) und zwei versprengten Exil-Farmern (Jörn, Flo) heuerten fix noch vier Neu-Nordlichter von jenseits des Mittellandkanals an (Bastian (TÜ), Rüdiger (B), Tom (H) und Yoggi (M)). Noch im Hafenbecken wurde Yoggi bereits schwer seekrank. Um die sicher nötige Mannschaftsstärke von 16 halten zu können, mussten wir kurzerhand Jan aus Halle schanghaien. Mit großen Vorräten an Voltaren, Blasenpflastern und einem Fass Franzbranntwein im Laderaum wurden die weißen Segel gesetzt und Richtung London in See gestochen.

Gerade in London eingelaufen mussten wir einen weiteren herben Verlust hinnehmen. Jörn hatte sich (wobei wollen wir gar nicht wissen) eine Nervengeschichte in Arm und Schulter eingehandelt und bekam seinen Arm nicht mehr über Bauchnabelniveau, ohne laut loszubrüllen. Flugs in die verantwortungsvolle Position des Zahlmeisters befördert, übernahm er nun während des Turniers die Alkoholrationszuteilung. Ho ho ho, und 'ne Buddel voll Rum!! In unserem Quartier angekommen, stärkten wir uns nach der langen Überfahrt noch an einer ordentlichen Portion Wildschwein in Pfefferminzsauce und französischem Bier aus Belgien. Die spinnen die Briten!

 

 

Hammer

Photo von Nicholas Curzon

Soß Masten hoch bit an den Moond, söben Doog brukt man, um na boben to kom'.

Ohne wirkliche Mannschafts-Vorbereitung auf das Turnier war allen klar, dass wir die ersten Spiele brauchen würden, um uns mit unserer zusammengewürfelten Crew auf dem Spielfeld zurechtzufinden. Das erste Spiel am Donnerstagvormittag war gegen Frisbeurs aus Nantes - eines von zwei französischen Teams - angesetzt und ging dann auch erwartungsgemäß deutlich verloren. Die Franzosen waren wesentlich besser aufeinander eingespielt und nutzten unsere zu zahlreichen individuellen Fehler aus, um sich zunächst die Halbzeit und schließlich das Spiel mit 8:15 zu sichern. Nach dem Austausch von Geschenken (französischer Wein und schiffszwiebackähnliches Gebäck gegen Kööm, Astra und Labskaus - guter Tausch!) und Küsschen für die locker mit den alten Knackern mithaltenden Mädels gaben wir noch einen Shanty zum Besten. Trotz der Auftaktniederlage keineswegs geknickt genossen (?) wir danach das Mittagessen (die englische Küche bestätigt, was man von ihr befürchtet). Am Nachmittag trafen wir dann auf Age against the Machine, das britische Team in unserer Konkurrenz. Die Insulaner spielten eine ekelhafte Raumdeckung, die uns eine Reihe von blind in die Poaches geworfene Turnover einbrachte. In der Offense waren die Jungs für ihr Alter dann auch noch erstaunlich flott unterwegs, sodass wir auch in unserem zweiten Spiel mit einem deutlichen 9:15 die Segel streichen mussten. Mit zwei Auftaktniederlagen hatten wir also sicher nicht den besten Start in unsere Kaperfahrt, aber in Anbetracht der fehlenden Vorbereitung war vielleicht auch nichts anderes zu erwarten (Dremu hat es sehr gut ausgedrückt: You can't build a team on email).

 

Cheer

 

Gestärkt von englischem Ale, Meat Pie und blauschimmligem Stilton ging es zum Showcase-Game des Abends: Skogshyddan vs. Clapham, zwei der besten Teams in der Open-Division maßen sich in der untergehenden Sonne, die das staubige Spielfeld in ein surreales rotes Licht tauchte. Ein unvergesslicher Moment. Die Jungs haben wahrlich demonstriert, wie athletisch Ultimate sein kann.

In jeden Mastkorw is 'n Goorn, dor kann's mit 'n Wogen spazeern fohrn.

Freitag Morgen ging es gegen Helsinki. Die baumlangen Finnen vom Ostsee wirkten sehr professionell in ihren blauen Trainingsanzügen (und hatten nebenbei bemerkt noch ihre Jungspunde und Frauen mitgebracht, die in der Open- und Women-Division jeweils ihr Bestes versuchten). Von den Nantesern hatten wir bereits gehört, dass die auch sehr gut spielen können (Frisbeurs vs. Helsinki: 4:15). Sie waren dann auch auf dem Platz sehr professionell und holten sich recht humorlos die Halbzeit mit 8:0. In der zweiten Hälfte machten wir dann aber Ernst, konnten das Spiel zwar nicht mehr drehen aber mit 4 erzielten Punkten zumindest unsere Ehre retten. Den Ärger über unser schlechtes Spiel im Bauch sollten dann das zweite deutsche Team im Turnier - ein paar Leichtmatrosen aus dem Kölner Umland - zu spüren bekommen, die im Nachmittagsspiel auf uns warteten. Furios starteten wir und lagen nach gefühlten zwei Minuten bereits mit 5:0 in Front. Leider bekamen wir dann etwas Angst vor der eigenen Courage und machten unsere Punkte nicht mehr mit der notwendigen Coolness und Lockerheit, sodass wir den deutlichen Vorsprung nicht in die Halbzeit retten konnten, die nur noch mit 8:6 an uns ging. Die Pemeplforter nutzten den Rückenwind unserer zu vielen individuellen Offense-Fehler in der zweiten Hälfte konsequent und gewannen das Spiel schließlich mit 15:12. Gut gekämpft, Respekt gewonnen und leider doch blöd verloren. Unsere Enttäuschung über die Niederlage gegen die Konkurrenz aus dem Südwesten ließ sich schnell mit ein Paar Bieren vertreiben. Auf dem Feld nebenan spielten noch die Fischbees in der Mixed-Division in einem sehr engen Spiel gegen EMUs aus England, es stand wohl Spitz auf knapp ca. 13:13. Kurz mal die sangesgewaltige Sidelineunterstützung ausgepackt -> 15:13 für den Nachwuchs. Geht doch.

 

 

Fit

Fit bis 50 und darüber hinaus.

Längs Deck dor fohrt 'n Isenbohn, dromit man snell von achter no vorn kann kom'.

Samstagmorgen war ein Kahn voller Comicfiguren - Iznogood aus Paris an der Seine - unser letzter Gegner in der Vorrunde. Die amtierenden französischen Master-Meister hatten bisher nur 2 ihrer 4 Spiele gewinnen können und so war schon vor unserem Spiel klar, dass sie im Platzierungsspiel um Platz 3 stecken bleiben würden. Entsprechend locker gingen die Pariser in das Match. Vielleicht hatten sie sich auch davon blenden lassen, dass wir alle Spiele zuvor verloren hatten und erwarteten deshalb, leichtes Spiel mit uns zu haben. Ganz kampflos wollten wir uns aber nicht ergeben und versuchten von Anfang an gegen die eingespielte Offense gegenzuhalten. Ihre ersten vier Punkte erzielten die Pariser allesamt über Hucks, woraufhin wir unsere Defense von OSO auf Fronting umstellten. Die taktische Maßnahme zahlte sich sofort aus und brach den Offense-Flow unseres Gegners. Durch konzentrierte Offense unsererseits konnten wir das Spiel bis zur Halbzeit, die knapp an die Pariser ging, offen halten. Leider vergaßen wir wie auch schon im Spiel gegen die Pempelforter nach dem Seitewechsel, dass man Punkte auch konsequent zu Ende spielen muss, sodass die Pariser schnell mit 12:6 davonzogen. Nach einem Timeout und einigen starken Defenses (einer der Pariser hat in der folgenden Nacht sicher noch schlecht von Danis beiden Blocks geräumt…) rissen wir uns am Riemen und kamen noch mal auf 14:14 heran. Leider hat es dann doch nicht ganz gereicht und wir kassierten unsere 5. Niederlage mit 14:16. Die Stimmung war trotzdem gut, da unser Traditionssegler über das Turnier hin immer mehr an Fahrt aufnahm und wir uns nun endlich als Mannschaft zeigten. Leider ging uns Bastian über Bord, der gegen die Franzosen ein wirklich starkes Spiel gezeigt hatte. Sein Rücken stellte trotz der Zufuhr diverser schmerzstillender Pillen und Spritzen aus der Teamapotheke wegen des knochenharten Geläufs unvermittelt sein Gelauf ein.

 

 

Fisch

So groß war der Fisch.

Dat Stüer ward mit Damp regeert, un uns Stüermann kommandiert to Peerd.

Blieb uns nun noch das Minimalziel zu erreichen und uns zumindest nicht als Letzter aus dem Turnier zu verabschieden. So ging es am Samstagmittag zum Rematch gegen Frisbeurs. Wir versuchten von Anfang an, an das gute Spiel des Vormittags anzuschließen, was uns auch hervorragend gelang. Besonders Jan brannte in diesem Spiel und war von den Franzosen überhaupt nicht in den Griff zu kriegen. Die Halbzeit holten wir mit 8:5 oder so. Bis zum Ende gaben wir die Führung nicht mehr her, obwohl die Franzosen ihren zweiten Wind bekamen und noch einmal herankamen. Beim Stande von 14:13 hatten wir schließlich den Matchpunkt. Kurz vor der gegnerischen Endzone kam Flo an die Scheibe und knickte unglücklich um, konnte die Scheibe aber noch festhalten. Gut gemacht. Eine etwas bouncende Rückhand von Tom auf Dremu versenkte dann schließlich den französischen Kahn und bescherte uns unsere erste Prise mit 15:13 im für uns wichtigsten Spiel des Turniers. ZACKZACK!

[UND WER HAT DEN LEBENSWICHTIGEN BLOCK ZUVOR IN DER EIGENEN ENDZONE GEHOLT UND DIE SCHEIBE DANN SAUBER AN FLO WEITERGEGEBEN? DIE WICHTIGEN DETAILS WERDEN NATÜRLICH WIEDER VERSCHWIEGEN]

Auf unsere gute Laune spendierten uns die Veranstalter direkt mal ne Palette Bier, mit der sich das nun folgende Master-Finale zwischen Helsinki und Age against the Machine in der Gluthitze des englischen Septembers ganz wunderbar genießen ließ. Recht humorlos - wir erwähnten es bereits - sicherten sich die Finnen den Titel in einem sehr einseitigen Spiel mit 15:7.

 

 

Pferd

Dem Stüermann sien Peerd.

 

Un wer noch beeter lögen kann, de fangt 'n neen Klööntje an.

Mit einem 5. Platz haben wir trotz fehlender Vorbereitung auf die EM ein gutes Ergebnis erzielt und uns Respekt verschafft. Viel wichtiger ist jedoch, dass wir über das Turnier immer besser als Team zusammengewachsen sind und zum Schluss wirklich ansehnliches Ultimate zeigen konnten. Macht Lust auf Mehr! Und nächstes Jahr im Juli ist ja etwas elbaufwärts bei Prag die WUCC - das Wetter soll da ja ähnlich phänomenal sein wie Ende September in London!

 

 

Crew

Die Crew. (Photo von Nicholas Curzon)

 

Platzierungen:

 

Helsinki

Age against the Machine

Iznogood

Frisbee Family Pempelfort

Hamborger Veermaster

Frisbeurs

 

Spirit: Frisbeurs

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